Bronner stammte, wie erwähnt, aus Höchstädt an der Donau. Früh trat er in das Benediktinerkloster Hl. Kreuz in Donauwörth ein. Aber sein eigentliches Leben begann erst nach seiner zweiten Flucht in die Schweiz Ende des Jahres 1793. Als Anhänger der Aufklärung und dank seiner gewandten Feder erlangte er während der Zeit der von Frankreich errichteten Helvetischen Republik (1797–1803) einen wichtigen Posten in der Administration, was ihm nach dem Sieg der Reaktion aber auch viele Anfeindungen einbrachte. Die folgenden Jahre verbrachte er mit schlechtem und vor allem unsicherem Gehalt als Lehrer am neuerrichteten Kantonsgymnasium in Aarau. Die Schweiz war ihm zu dieser Zeit schon zur Wahlheimat geworden, wozu nach dem Ausweis seiner dreibändigen Lebensbeschreibung von 1795–1797 die literarische Schweiz-Begeisterung jener Zeit, die Freundschaft mit dem Züricher Dichter und Patrioten Salomon Gessner und seiner Familie sowie die Bekanntschaft mit zahlreichen Mitgliedern den liberalen Bildungselite Zürichs beigetragen hatte. Die zahlreichen Vergleiche von Reiseeindrücken mit der Schweiz, die auf der Karte mit Linien angezeigt werden (wenn man „Verbindungen“ aktiviert) und die stets zugunsten der Schweiz ausfallen, belegen dies eindrücklich.
Auffallend ist, dass Bronners ursprüngliche Heimat an der oberen Donau und in „Schwaben“ in Vergleichen kaum erscheint. Verständlicherweise nimmt Bronner immer wieder auf schon durchreiste Orte Bezug, wobei sich die rückwärtsgewandten Vergleiche (allerdings überwiegend mit der Schweiz) nach dem Überschreiten der russischen Grenze häufen. Die „Schweiz“ steht dabei – erkennbar in Übereinstimmung mit den Klischees der Zeit – für fruchtbare Landschaften und eine hochentwickelte Landwirtschaft, „Deutschland“ dagegen für höhere Kultur. Die beschriebene Realität war eine etwas andere: In Preußen regt sich Bronner wiederholt über Beamtenwillkür auf – auch das nicht ohne Einfluss zeitgenössischer Stereotype, daneben aber auch als Folge des desolates Zustand des Landes nach der Niederlage gegen Napoleon. In Russland vermerkt Bronner missmutig die ständige Notwendigkeit, Schmiergelder („Geschenke“) zu zahlen (Karte: „Punkte mit Beamten“ aktivieren; es empfiehlt sich, die Verbindungen wieder zu deaktivieren). Schon gleich an der Grenze hinter Memel erwähnt er seine anfängliche Hilflosigkeit gegenüber diesem System. Zu welcher Perfektion es entwickelt war, erfährt man eindrücklich auf der Heimreise, wenn Bronner beschreibt, wie ihn bei Radziwiłłów/Radziviliv ein jüdischer Gastwirt durch den russischen Ausfuhrzoll lotst. Die Karte zeigt im Übrigen, dass die Schmiergeldzahlungen auch in Österreich nicht ganz aufhörten. Bronners Bild von Polen (beginnend in den polnischen Teilungsgebieten Preußens) war durchgängig negativ. Sein negatives Judenbild war an die Begegnung mit den kulturell fremdartigen Ostjuden und deren Konzentration im russischen Ansiedlungsrayon geknüpft und konnte durch Erfahrungen teilweise korrigiert werden.
Als Element der Fremdheit kommt für Bronner im Baltikum – auch hier wieder erkennbar unter dem Einfluss des europäischen Diskurses – die Leibeigenschaft hinzu. Fast alles, was er dort negativ kommentiert, insbesondere die Armut der Landbevölkerung, bringt Bronner mit der Leibeigenschaft in Verbindung. Im Inneren Russlands ist sie für ihn dagegen nur noch am Rande ein Thema.
Selbst St. Petersburg macht hinter den Fassaden der prächtigen Häuser auf Bronner schon keinen so europäischen und zivilisierten Eindruck mehr. Seine Beschreibung der Hausflure dürfte bei vielen Leserinnen und Lesern Erinnerungen an eigene Beobachtungen aus spät- und auch noch postsowjetischer Zeit wecken.
Hinter der Hauptstadt geriet Bronner immer tiefer in die russische Provinz. Die Schilderungen, wie er von Kutschern bestohlen und von Bauern bei Streitereien sogar bedroht wurde, sprechen den Voraussagen der Petersburger Gewährsleute Hohn, dass Bronner dort bei ehrlichen „echten“ Russen gut aufgehoben sein werde. Trotzdem glaubte er offenbar anfangs selbst daran.
Aufs Ganze gesehen zeichnet sich bei Bronner das Bild einer kulturell niedriger stehenden Welt im Osten ab, ohne dass dieses Wort aber fällt. Sie beginnt allerdings bereits an der sächsisch-preußischen Grenze und klingt heimwärts nach dem Überschreiten der russisch-österreichischen Grenze in Galizien allmählich aus, aber sie endet erst wirklich bei Simbach an der bayerischen Grenze.